20 Jahre Aalschutz-Initiative Rheinland-Pfalz

Beim Durchschwimmen von Wasserkraftturbinen erleidet ein erheblicher Anteil abwandernder Aale (meist Blankaale) tödliche Verletzungen. Die in der Mosel und der Saar regelmäßig auftretenden turbinenbedingten Fisch- bzw. Aalschäden führten im Jahr 1995 zum Abschluss einer Vereinbarung über eine gemeinsame Aalschutzinitiative (ASI) zwischen dem an Mosel und Saar fischereiberechtigten Land Rheinland-Pfalz und der innogy SE (Betreiberin der Wasserkraftanlagen). Diese Vereinbarung umfasst drei Aspekte:

 

Sofortmaßnahme („Erste Hilfe“)

  • Fang und Transport

Seit 1997 erhalten zehn Berufsfischer (einer je Moselstaustufe) zusätzliche Fischereiausrüstung für den intensiven Blankaalfang insbesondere vor den Einläufen der Wasserkraftanlagen. Die Berufsfischer geben die Blankaale an die Aalschutz-Initiative für einen marktüblichen Preis ab. Die 4000 bis 7000 kg Blankaal (7000-10.000 Individuen, > 95 % ♀), die so jedes Jahr entlang der Mosel/Saar gefangen werden, werden mit dem LKW zum Niederrhein transportiert, von wo aus eine hindernisfreie Laichwanderung in die Sargassosee möglich ist.

Statistik der seit 1997 transportierten Blankaalmengen

 

Fang der Blankaale vor
dem Stauwehr/
WKA Lehmen

Transport moselabwärts

Aussetzen von einer Autofähre
in den Rhein
  • Fischangepasste Turbinensteuerung

Ausgehend von den Befischungen im Jahr 1993 (Blankaalwanderung fand an spätsommerlichen/herbstlichen, plötzlichen Abflussspitzen statt) kam die Hoffnung auf, den Zeitpunkt der Blankaalabwanderung vorhersagen zu können. Dies ist bisher noch nicht mit einer ausreichenden Bestimmtheit gelungen (laufendes Forschungsprojekt).

Ergebnis der Befischung 1993

In Kombination mit der Erkenntnis aus dem Fischereiversuch 1993, dass die Art der Turbinensteuerung die Mortalitätsquote der Blankaale entscheidend beeinflusst, wurde ein Steuerungshandbuch für alle Wasserkraftwerke der Mosel erstellt (RWTH Aachen), welches bei gemeldeten Abwanderungen (durch die Berufsfischer, Bestätigung durch die Behörden) zum Einsatz kommt. Eine fisch- bzw. aalangepasste Turbinensteuerung (-> größtmögliche Öffnung der passierbaren Turbinenstellteile) verspricht eine deutliche Minderung der Schädigungsquote. Auf diese Weise lässt sich die Mortalität jener Blankaale, die selber abwandern und nicht mit dem LKW transportiert werden, verringern.

Vereinfachende Schaubilder sollen diesen Zusammenhang verdeutlichen:

Schematische Darstellung der Turbinensteuerung nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten

Schematische Darstellung der Verringerung der Aalmortalität durch die fischangepasste Turbinensteuerung

Gegenüberstellung der Anzahl der abwandernden Blankaale ohne und mit Wasserkraftanlagen

gelbe Strichlinie: Situation vor 1964 / grüne Flächen unter gelber Strichlinie: Situation mit WKA

Zusammenstellung des bisher verwirklichten Maßnahmen zum Schutz abwandernder Aale: Fang & Transport je Staustufe + fischangepasste Turbinensteuerung

 

Wissen verbessern, Forschung & Entwicklung

Hierbei geht es zum Beispiel um …

  • die Fragestellung, wie die Mortalität durch technische Anpassungen an den WKA verringert werden kann. Eine wichtige Rolle spielen z.B. Veränderungen der Rechenkonstruktion (Schrägrechen, geneigte Rechen) in Verbindung mit der Anordnung von Bypässen und unter Berücksichtigung der vor den Turbinen auftretenden Strömungsgeschwindigkeiten.
  • die Erfassung von Parametern, die für ein sensibles und verlässliches Frühwarnsystem geeignet sein können. Ein neues, auf drei Jahre ausgelegtes Projekt zur Entwicklung eines Frühwarnsystems in Kooperation mit der Universität Luxemburg und der FH Trier ist im Jahr 2013 angelaufen.
  • die Vertiefung von Kenntnissen hinsichtlich des räumlichen und zeitlichen Abwanderverhaltens der Aale.

 

Kontakt

Dr. Matthias Brunke
Landesamt für Umwelt (LfU)
E-Mail: matthias.brunke@lfu.rlp.de