Aale in Rhein und Mosel

Natürlicher Lebenszyklus

Freie Wanderwege zwischen unseren Flüssen und dem Meer sind für den Aal überlebenswichtig. Im Salzwasser der Sargassosee (Atlantik, in der Nähe der Bahamas) geschlüpft, unternehmen die Aale im Alter von ein bis drei Jahren (Glasaal à Steigaal) eine lange Wanderung hinein ins Süßwasser und weit hinauf in unsere Flüsse. Hier finden sie im Rhein sowie Mosel/Saar und anderen Zuflüssen bis in die Forellenregion hinauf optimale Habitate vor. Mit beginnender Geschlechtsreife (Alter der Weibchen: ca. 12 bis 15 Jahre) begeben sich die Blankaale dann erneut auf lange Wanderschaft, die sie zurück ins Meer und zur Eiablage führt.

Lebenszyklus der Aale (Quelle: Aalschutz-Initiative Rheinland-Pfalz/RWE Power AG)

 

Störenfried Mensch

Doch leider hat der Mensch schon vor langer Zeit begonnen die freien Wanderwege für Fische zu verbauen.

Durch die Behinderungen des Aufstiegs von Glasaalen in das Gewässersystem des Rheins infolge des Verbaus im Rheindelta und durch die vielen unpassierbaren Wehre an den Seitengewässern des Rheins verschärfen sich natürliche Bestandsschwankungen des Aals erheblich. Seit den 80’er Jahren gingen die Mengen an jungen Aalen (Glasaale), die im Frühjahr jeden Jahres an die europäischen Küsten wandern (insbesondere Frankreich und England), bis auf wenige Prozente stetig zurück. Die Stauregulierung der Mosel mit ihren wenig tauglichen bzw. schlecht gewarteten Aalleitern (Ausnahme: der neue Aufstieg an der Staustufe Koblenz) tut ein Übriges, um den natürlichen Aufstieg der Steigaale in die Gewässersysteme von Mosel und Saar weitestgehend zu unterbinden.

Aber auch beim Abstieg der Blankaale aus Saar und Mosel kommt es durch die vielen Turbinen, welche zur Energiegewinnung an den Staustufen betrieben werden, zu hohen Verlusten. Nur ein geringer Anteil der Blankaale erreicht somit das Meer und kann durch Vermehrung (Rekrutierung) die Population erhalten.

Der europäische Aal (Anguilla anguilla L.) ist jedoch grundsätzlich nicht auf das Leben im Süßwasser angewiesen; je nach Populationsgröße (à sozialer Druck) in Küstennähe kann er in die Binnengewässer bis in die Forellenregion aufsteigen.

Vereinfachende Schaubilder anlog einer kommunizierenden Röhre nach Archimedes:

Schematische Darstellung: Wanderung der Steigaale unter natürlichen Bedingungen (Beispiel: hohe Populationsgröße), (KROLL, 2016 in Vorbereitung)

Werden Wanderungshindernisse dem aufsteigenden Aalen in den Weg gestellt (Wehre mit mehr oder weniger funktionierendem Fischpass) verringert sich der Anteil weit nach oben schwimmender Aale. In Zeiten niedriger Bestandsdichten wie seit ca. 1980 (mit einem großen Anteil wahrscheinlich natürlicher – ozeanisch - bedingter Ursachen) wirken Wanderungshindernisse besonders gravierend.

Schematische Darstellung: Eingeschränkte Wanderung der Steigaale durch niedrige Bestände an Glasaalen in Küstennähe sowie Wanderhindernissen in unseren Flüssen, (KROLL, 2016 in Vorbereitung)

Wie man dem Aal das Leben wieder leichter macht

  • In Zeiten einer (natürlichen oder menschengemachten) Depression des Aalbestandes werden auch ansonsten „freifließende“ Gewässer wie der Rhein mit jungen Aalen besetzt.
  • Seit der Stauregulierung wird die Mosel regelmäßig mit Aalen besetzt, damit ein wichtiger ehemaliger Lebensraum des Aals erhalten bleibt.
  • Die Aalschutzinitiative (ASI) hilft den abwandernden Blankaalen.
  • Moderne Fischpässe sollen die Aufwärtspassierbarkeit unserer Gewässer wieder ermöglichen. (Mosellum, Aktion Blau Plus)
  • Die EU-AalVerordnung und der spezielle Aalbewirtschaftungsplan Rhein

Weitere Informationen

  • Mosellum
  • Berufsfischer
  • Aal-Monitoring Rheinland-Pfalz

Kontakt

Dr. Matthias Brunke
Landesamt für Umwelt (LfU)
E-Mail: matthias.brunke@lfu.rlp.de

 

Aalbesatz 2013 (Zum Vergrößern bitte die Karte anklicken)

Aalbesatz 2014 (Zum Vergrößern bitte die Karte anklicken)

Aalbesatz 2015 (Zum Vergrößern bitte die Karte anklicken)